Der richtige Zeitpunkt beginnt am ersten Tag meiner
Unternehmertätigkeit. Wenn ich mein Tun als Unternehmer langfristig
darauf richte, ein eigenständiges, von mir unabhängig lebensfähiges
Unternehmen zu schaffen, bin ich auf dem richtigen Weg.
Wenn ich
bereits am Ende meiner Unternehmerkarriere stehe, wird es zeitlich
etwas enger. Wenn ein Unternehmer sehr klar in seiner Entscheidung zum
Verkauf und gut vorbereitet ist, kann es durchaus möglich sein, eine
Nachfolge innerhalb von zwölf Monaten zu realisieren. Generell sollte
man aber mit einem Zeitraum von wenigstens 24 Monaten rechnen.
Das ist tatsächlich ein wesentlicher Teil unserer Arbeit und deutlich
anspruchsvoller als klassisches Headhunting, da es noch mehr nicht nur
um fachliche und Führungskompetenzen, sondern in ganz besonderem Maße um
Sozialkompetenzen und die richtige Passung geht.
Letztlich
müssen Unternehmer und Nachfolger einfach miteinander können. Es geht
immer um die Übergabe eines Lebenswerkes. Da spielt Sympathie eine große
Rolle.
"Sympathie spielt eine große Rolle"
Ich muss für mich eine klare Entscheidung getroffen haben, dass ich das jetzt tun will. Der größte Stolperstein ist immer noch ein emotionaler Tango, wenn wir merken, dass Unternehmer noch nicht so weit sind und dann laufende Prozesse verzögern.
Außerdem sollte der Unternehmer eine klare und realistische Vorstellung vom Kaufpreis und seiner zukünftigen Rolle haben.
Auf Seiten der abgebenden Unternehmen sind das häufig nicht
abgeschlossene, emotionale Entscheidungsprozesse, unrealistische
Preisvorstellungen und eine Überschätzung der Nachfragesituation.
Auf
der Seite potenzieller Nachfolger ist es regelmäßig eine fehlende
Risikobereitschaft. Wenn der Kaufpreis realistisch ist, scheitert es
eigentlich nicht an der Finanzierung.
Früh einen klaren Plan entwickeln. Diesen in einen Vertrag gießen. Und den dann auch umsetzen. Spätestens nach 12 Monaten raus.
Es ist wie beim Aufhören mit dem Rauchen: Sie müssen es einfach nur tun.
„Es ist wie beim Aufhören mit dem Rauchen: Sie müssen es einfach nur tun.“
Im Handel ist es eine ganz eigene Situation. Aufgrund des Strukturwandels und der niedrigen Eintrittsbarrieren sehen wir relativ wenige Handelsunternehmen. Viele Unternehmer machen so lange weiter, bis es nicht mehr geht und liquidieren dann mehr oder weniger still und leise.
Aus unserer Sicht ist es wesentlich, im Handel ein klar differenziertes Konzept und Sortiment zu haben. Dazu gehört ein attraktives stationäres in Verbindung mit einem soliden Onlinekonzept.
Wenn uns der 75-Jährige erklärt, dass „ihn alle drängen, sich endlich um das Thema zu kümmern“,
wo er doch noch so fit sei, dann wird es tatsächlich schwierig.
Oft sind die Unternehmen dann auch schon in einer „liquidationsvorbereitenden Situation“. Das heißt, dass das Geschäft mit den Jahren erodiert ist und wesentliche Weichen für die Zukunft nicht mehr gestellt wurden.
All das macht es schwieriger, aber nicht unmöglich.
Wir stammen alle aus der Region Mittelhessen und haben sehr verschiedene Lebensläufe, was uns hilft, Unternehmen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven zu beraten.
Ich selbst stamme aus einer mittelständischen Unternehmerfamilie und kenne das Thema Unternehmensnachfolge aus dem eigenen Umfeld. Wir wollen Unternehmen aus der Region in eine zukunftsfähige und nachhaltige Zukunft begleiten, unternehmerische Lebenswerke sichern, helfen und jungen, engagierten Menschen eine Zukunft als Unternehmer ermöglichen.
Laut dem Nachfolgereport 2022 der Deutschen Industrie – und Handelskammer suchen in Deutschland jährlich 30.000 wirtschaftlich gut laufende Unternehmen eine neue Führung. Es herrscht Unternehmerknappheit, besonders seit der Pandemie möchten immer weniger Menschen selbst als Unternehmerin oder Unternehmer tätig sein.
Der demografische Wandel und die immer häufigere Entscheidung von Kindern eines Familienbetriebs, eigene Wege zu gehen, verstärken die Situation. 46 Prozent der Senior-Unternehmerinnen und -Unternehmer fanden im letzten Jahr keinen passenden Nachfolger.